Erstes Vermesser-Seminar des Segelverbands Baden-Württemberg war ein voller Erfolg
Vermesser wird man nicht nur in der Theorie. Angehende Vermesser und Ausrüstungskontrolleure müssen auch in der Praxis wissen, welche Aufgaben sie als technisches Komitee zu erfüllen haben.
Direkt nach dem Zieldurchgang wird der erste Segler im Opti A zum Vermesserboot gewunken. Ein Griff in die Gummibärchentüte soll dem Kind die anstehende Kontrolle versüßen. Gummibärchen, sagt Ulrich Voglmaier, kämen immer gut an. Ein Meterstab kommt jetzt nicht zum Einsatz. Der internationale Vermesser und seine Auszubildenden prüfen nur das Offensichtliche. Ist das Segel innerhalb der Messmarken, gibt es eine Pütz und ein Praddel? Aha, an der Schwimmweste ist keine Trillerpfeife angebracht - diese ist gemäß der Klassenregeln Pflicht. Schlecht für den Segler. Das Technische Komitee bringt den Regelverstoß dem Protestkomitee zur Kenntnis. Der Segler handelt sich nach einer Protestanhörung eine Punktestrafe von einem Punkt ein.
Doch nicht nur auf dem Wasser wurde im Rahmen der Landesjugendmeisterschaft der Optis vor Meersburg der Praxiseinsatz geübt. Schon am Vorabend der Regatta zerlegten die sieben Teilnehmer einen Opti in seine Bestandteile und legten diese in einem Zelt auf den Tisch. Wie sollten die sieben Teilnehmer die grundlegendste aller Fragen beantworten: Ist dieser Rumpf ein Opti? Eine Seriennummer und ein dazugehöriger Messbrief verschaffen Klarheit. Dasselbe wurde für alle anderen Teile durchgeführt. Ob Baum, Segel, Schwert oder Ruder, alles muss zu den Einträgen im Messbrief passen. Zweieinhalb Stunden dauerte diese Lerneinheit, die mit einem ILCA vertieft wurde und an deren Ende die Teilnehmer in der Lage waren, ein klassenlegales Boot zu erkennen und alle Zubehörteile korrekt zu vermessen. Dann, an beiden Regattatagen, nahm Ulrich Voglmaier mit jeweils drei Auszubildenden die Zieleinlaufkontrollen vor.Die theoretische Grundlage für die Praxiseinheiten wurden zuvor in drei digitalen Modulen geschaffen. Während Ulrich Voglmaier im ersten Modul über die Aufgaben des technischen Komitees, seine Zusammenarbeit mit Wettfahrt- und Protestkomitee und den Zusammenhang von Wettfahrt-, Klassen- und Ausrüstungsregeln referierte, erfuhren die Teilnehmer am zweiten Abend etwas über die Technik von Vermessungen, was - in Abhängigkeit der jeweiligen Klasse - zu prüfen ist und wie man Klassenregeln liest und interpretiert. Der dritte Abend vermittelte schließlich die theoretischen Grundlagen für die Durchführung einer Vermessung und Ausrüstungskontrolle vor Ort.„Die Teilnehmer waren durchweg begeistert von dem Seminar und beteiligten sich hochmotiviert an den Zieleinlaufkontrollen“, sagt Ulrich Voglmaier und betont, dass sich das große Mysterium Vermessung aufgeklärt habe.
Und das allererste Seminar für Vermesser und Ausrüstungskontrolleure – deutschlandweit - trägt bereits Früchte: Drei Teilnehmer wollen mit den Klassenvereinigungen Optimist und ILCA Kontakt aufnehmen, um sich klassenspezifisch ausbilden zu lassen. Eine Teilnehmerin möchte bereits im kommenden Frühjahr in Kiel bei der Young European Sailing im technischen Komitee mitwirken.
Somit wird dieses Konzept keine einmalige Angelegenheit sein, sondern wird vom Segelverband Baden-Württemberg definitiv weiterverfolgt werden.