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Der Goldkanal - es kommt nicht auf die Größe an

Da, wo der Schwarzwaldfluss Murg in den Rhein mündet, blieb vom einstigen Goldrausch ein Baggersee zurück. Er hat sich zu einem überregional bekannten Hotspot für Segler entwickelt.

Der Traum, die durch Rüstung und Krieg geplünderte Reichskasse zu sanieren, verlief 1943 stillschweigend im Sande. Tag für Tag hatte sich der Schwimmbagger „Rheingold“ durch das Gelände am mittleren Oberrhein gefressen, zentnerweise sollte er auf Wunsch der Nationalsozialisten Gold schaufeln. Nach vier Jahren kam die Ernüchterung. Außer gigantischen Mengen Sand und Kies hatte das monströse Gerät nur 300 Gramm des Edelmetalls zu Tage gefördert. Es blieb beim Abbau von Baumaterial, was den „Goldkanal“ inzwischen auf eine Wasserfläche von 140 Hektar anwachsen ließ: drei Kilometer lang, ein Kilometer breit und 33 Meter tief.reviere goldkanal 2

Das Gewässer im Landkreis Rastatt mit direktem Anschluss an das deutsche Binnenwasserstraßennetz ist einer der größten Baggerseen in Baden-Württemberg, malerisch inmitten der Auenwälder entlang des Oberrheins gelegen. Dieser auch als „Badischer Dschungel“ bezeichnete, einzigartige Landschaftsraum reicht mit seiner üppigen Vegetation bis an die Uferbereiche heran. Große Teile davon sind Naturschutzgebiete und auf den Inseln sind mittlerweile Wildgänse und andere seltene Wasservögel heimisch geworden. Sogar Lachse werden in dem See wieder gesichtet. Am besten lassen sich die Rheinauen auf dem Kanuwanderweg erpaddeln. Verbrennungsmotoren sind tabu.

„Mehr Idylle geht nicht“, sagt Daniel Uhl, Beisitzer Öffentlichkeitsarbeit im Ruder-Club-Rastatt 1898 und macht kräftig Reklame für das Revier: „Egal mit welchem Boot Sie von unseren Steganlagen ablegen, es wird cool – versprochen!“ Auch Hubert Meier, erster Vorsitzender der Segelkameradschaft Pforzheim, lobt das Revier: „Trotz der klimatischen Vorzüge ist der Goldkanal in der heißen Jahreszeit weniger stark von reinen Badegästen frequentiert“, sagt er, was aus Sicht der Segler ein großer Vorteil sei. Kein offizieller Badestrand, wenig Parkplätze und fehlende Toiletten für Tagesgäste lassen Sonnenanbeter und Luftmatratzenpaddler eher auf Badeseen im Umkreis ausweichen.

reviere goldkanal 4Eingerahmt von Schwarzwald und Vogesen ist der Goldkanal eher ein Schwachwindrevier. Der Wind weht meist aus südwestlichen Richtungen, bei aufkommenden Hochdruckwetterlagen gibt es beständigen Nordwind mit zwei bis vier Beaufort. Ostwind sorgt dagegen für Böen und Dreher. Dann gilt es, die Flautenlöcher im Lee der Inseln und der Waldränder zu meiden. Revierfremde seien gewarnt: Stehtiefes Wasser gibt es erst ein bis zwei Meter vom Ufer entfernt und so mancher Vorschoter ist deshalb schon auf Tauchstation gegangen.

Noch immer wird im Goldkanal Sand und Kies abgebaut. Schwimmbagger, pendelnde Schuten und große Frachtschiffe, die sogar an Wochenenden mit hoher Geschwindigkeit um die Ecke biegen können, haben absolutes Vorfahrtsrecht und fordern respektvollen Abstand ein. Und vor allem Besucher des Reviers sollten den stark schwankenden Pegel des Rheins im Auge behalten. Zeigt der Pegel Maxau mehr als 6,20 Meter, gilt ein Befahrungsverbot für Segler ohne Binnenfunk, Parkplätze und Zufahrtswege sind teilweise überschwemmt.

reviere goldkanal 3Am Steg des RC Rastatt, im Süden des Goldkanals an seiner breitesten Stelle am Ostufer gelegen, machen etwa 30 Kajütboote fest, über 100 unterschiedliche Jollen wie Laser, Europe, Korsar, Finn, 29er und 49er liegen an Land - und natürlich die Optis für das Jugendtraining. Mitglieder des Clubs reisen aus Karlsruhe, Pforzheim, Mittelbaden und Mainz an den Kanal, um neben dem Wassersport Ruhe und Erholung zu finden.

Im SK Pforzheim, am nördlichen Abschnitt am Westufer gelegen, treffen sich Europe-, Korsar- und Hobie 16-Segler aus Karlsruhe, Rastatt, Baden-Baden und dem nördlichen Schwarzwald zu Trainings und geselligem Beisammensein. Die jährliche Hobie 16 – Ranglistenregatta „Goldkanal Cup“ wird von der SK Pforzheim organisiert, in Kooperation mit dem Nachbarclub werden Clubregatten ausgetragen und das Regattatraining durchgeführt.

Um es mit den Worten von Daniel Uhl zu sagen: „Wie so oft im Leben kommt es auch beim Wassersport nicht auf die Größe an, sondern eher, wie man die kleineren Gewässer und seine Ufer nutzt“.

Vereine am Goldkanal

Segelkameradschaft Pforzheim e.V. 
Seglervereinigung 72 e.V. 
Deutsche Spankerflotte e.V. 
Ruder-Club Rastatt 1898 e.V. 
Freizeitverein Goldkanal e.V. 

Projekte

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