Trainiert den Nachwuchs!
Spaß an der Arbeit mit Jugendlichen alleine genügt nicht unbedingt. Wer in seinem Verein den Jollennachwuchs trainieren und dabei Trainingsfehler vermeiden will, kann sich beim Segelverband Baden-Württemberg zum Trainer ausbilden lassen.
Die Ausbildung von Trainern, ganz gleich welcher Sportart, wird in Deutschland vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) festgelegt. Nicht nur die Art der Lizenzen, auch die Anzahl der Unterrichtseinheiten, die zu der jeweiligen Qualifikation nötig sind, sind dabei einheitlich geregelt. Für den Segelsport werden die Inhalte der DOSB-Ausbildung durch den Deutschen Segler-Verband (DSV) spezifiziert.
Die Ausbildung von Trainer-Assistenten und Trainern mit C-Lizenz wird durch die Landesseglerverbände durchgeführt, deren Lehrreferenten in regelmäßigen Abständen durch den DSV fortgebildet werden.
Im Gegensatz zu anderen Sportarten und deren Verbänden, in denen es C-, B- und A-Lizenzen auf Breitensportebene gibt, sind die Breitensportlizenzen im Segelsport auf die C-Lizenz beschränkt. 
Aufbauend auf die Trainer-C-Ausbildungen, folgt als nächsthöhere Qualifikation für den Einsatz im Leistungssport die Trainer-B-Lizenz. Diese wird durch die Trainer-A-Ausbildung und die Diplomtrainer-Ausbildung vertieft. Die Ausbildung in diesen Lizenzstufen erfolgt zentral durch den Deutschen Segler-Verband. Für die Lizenz des Diplom-Trainers ist ein Studium an der Trainerakademie Köln des DOSB in Zusammenarbeit mit dem DSV vorgeschrieben.
Der Trainerassistent kann den Vereinstrainer unterstützen
Eine Vorstufenqualifikation auf dem Weg zum Trainer ist die Ausbildung zum Trainerassistenten. Fortgeschrittene Segler, die mindestens 14 Jahre alt und sich darüber im Klaren sind, dass sie Vorbildfunktion haben und Verantwortung tragen, können sich in 36 Unterrichtseinheiten entsprechend qualifizieren.
Zeigefinger an Zeigefinger stehen sich zehn jungen Männer und Frauen bei einem Lehrgang im Leistungsstützpunkt Überlingen gegenüber. Kein Finger darf den aufliegenden Besenstiel verlassen während dieser gemeinsam nach unten und wieder nach oben befördert werden soll. Wer gibt das Kommando? Kristallisiert sich ein Anführer heraus, handelt die Gruppe als Kollektiv? Ein Spiel wie dieses, kann das Training an Land auflockern, die Gruppendynamik fördern und dem Trainer Einblicke in die Zusammensetzung seiner Gruppe geben. 
Neben einem solchen Basisrepertoire an Spiel- und Übungsformen und einem Erste-Hilfe-Kurs werden den Assistenten auch theoretische Module zu Rechtsfragen, Motivation und Einführung in die Planung einer Trainingseinheit, Prävention von sexualisierter Gewalt sowie Sicherheit auf dem Wasser, die vom Segelverband Baden-Württemberg zum Teil online angeboten werden, mitgegeben.
Haben die Teilnehmer neben diesem Lehrgang noch bei einem Vereinstraining hospitiert, steht ihnen ein kleiner „Werkzeugkasten“ zur Verfügung, um im Verein bei der Grundausbildung von Seglern und Surfern ehrenamtlich zu helfen und die Vereinstrainer zu unterstützen.
Die Trainer-C-Breitensport-Lizenz ist staatlich anerkannt
Trainerluft geschnuppert? Etwa 250 Trainer haben sich in Baden-Württemberg bereits diese erste Lizenzstufe erarbeitet und eine elementare Grundausbildung absolviert, die sie dafür qualifiziert, Übungs- und Trainingseinheiten im Breitensport zu organisieren, durchzuführen und auszuwerten.
Teilnehmen kann, wer mindestens 16 Jahr alt und Mitglied in einem DSV-Verbandsverein ist. Der Lehrgang, der insgesamt 100 Lerneinheiten umfasst, ist zweiteilig und wird vom Badischen Sportbund Freiburg in Kooperation mit dem Segelverband Baden-Württemberg durchgeführt. Der Grundlehrgang findet an der Südbadischen Sportschule in Steinbach statt und legt seinen Schwerpunkt auf die überfachliche Ausbildung.
Dort werden nicht nur die Grundlagen für ein korrektes Kraft-, Koordinations- und Ausdauertraining geschaffen, das Hallenbad bietet auch die Möglichkeit, Techniken der Wasserrettung zu erlernen. Der Lehrgang, der immer von Montag bis Freitag dauert, gibt darüber hinaus die Möglichkeit, erste Lehrversuche zu planen und in der Sporthalle durchzuführen. Der Grundlehrgang bildet eine solide Ausbildung, die nicht sportartspezifisch ist und somit die zukünftigen Trainer qualifiziert, im Segelverein auch eine Hallensportstunde im Winter anzubieten. Segler sind deshalb an der Sportschule selten unter sich. Manchmal sind im selben Kurs auch Skifahrer oder Vertreter des Behindertensports anzutreffen.
Dieser Grundlehrgang entfällt, sofern man Sportlehrer ist oder bereits eine Trainerlizenz in einer anderen Sportart erworben hat.
An dieses überfachliche Rüstzeug schließt sich im August, in den baden-württembergischen Sommerferien, Teil zwei, der achttägige Aufbau- und Prüfungslehrgang im Leistungsstützpunkt Überlingen an. Für die Prüfung ist nachzuweisen, dass man an einem Erste-Hilfe-Kurs mit neun Lerneinheiten teilgenommen hat, der nicht älter als zwei Jahre ist. Zudem fordert der DSV, Einblick in das erweiterte Führungszeugnis des angehenden Trainers. Während der Sportbootführerschein Binnen oder das Bodenseeschifferpatent unter Segeln vorausgesetzt wird, ist der Motorbootführerschein keine Pflicht. Damit das Schlauchbootfahren am Prüfungstag trotzdem klappt, bekommen die Prüflinge im sicheren Hafenbecken und auf dem See die Gelegenheit zu üben.
Neben Lerneinheiten zu Aerodynamik, Regel- und Wetterkunde sowie Sicherheit auf dem Wasser, liegt der Schwerpunkt jetzt auf der Wasserarbeit. Mittwoch und Donnerstag stehen die schriftlichen Prüfungen zum überfachlichen und fachlichen Teil an, dann folgen die praktischen Prüfungen.
Unter den aufmerksamen Blicken der dreiköpfigen Prüfungskommission, die im Schlauchboot Platz genommen hat, lässt am Donnerstag und Freitag jeder angehende Trainer seine Kollegen auf den mitgebrachten Jollen eine Trainingseinheit absolvieren. Um der Trainingsgruppe das Segeln vor dem Wind zu vermitteln, lässt ein Prüfling die Gruppe aus verschiedenen Jollen mit Technik und Taktik ein langsam voraussegelndes Boot einholen.
Wie alle Themen der praktischen Prüfung wurde auch dieses zu Beginn des einwöchigen Lehrgangs im Leistungsstützpunkt Überlingen ausgelost und von den Teilnehmern ausgearbeitet. Jetzt auf dem Wasser gilt es die Prüfer von der Methode und dem Umgang mit den „Schülern“ zu überzeugen.
Neben dem Lehrgangsleiter sitzen der Vertreter des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport und der Studienleiter der Sportschule in Steinbach mit dem jeweiligen Prüfling in einem Boot, um mit ihm im Anschluss gemeinsam die Lehrprobe zu besprechen. Wer bestanden hat ist im Besitz einer staatlich anerkannten Lizenz – eine Besonderheit in Baden-Württemberg.
Die gesamte Lehrgangsreihe kostet pro Teilnehmer aktuell nur 160 Euro, Übernachtung und Vollpension in Steinbach inklusive. Um die eigentlichen Kosten zu decken, bezuschusst der Segelverband Baden-Württemberg und der badischen Sportbund die Ausbildung.
Ein Trainer-C-Leistungssport sichtet und fördert auch Talente
Wer mindestens 18 Jahre alt und im Besitz der Trainer-C-Breitensport-Lizenz ist und darüber hinaus mit vom Verein bestätigter Regattaerfahrung aufwarten kann, hat das Rüstzeug, die Lizenz wettkampfsportlich zu erweitern. Ganz ohne Sportschule und mit 30 Unterrichtseinheiten baut der Lehrgang auf der bestehenden Lizenz auf. Früher an zwei Wochenenden, heute mit sechs digitalen Terminen und nur noch einem Wochenende, das man im Leistungsstützpunkt Überlingen anwesend sein muss.
Ein Trainer-C Leistungssport sichtet und fördert Talente und bindet sie in leistungssportlich orientierte Trainings- und Wettkampfangebote ein. Schwerpunkte sind dabei die Planung, Organisation und Durchführung des Grundlagentrainings für Anfänger und Fortgeschrittene im segelspezifischen Leistungssport.
Wo in der Ausbildung zur Breitensport-Lizenz nur Grundlagen geschaffen werden, will die Leistungssportlizenz in die Tiefe gehen. Welche Verletzungen an Gelenken und Muskeln auftreten können und wie man sie verhindern kann kommen dabei ebenso zur Sprache wie Einblicke in die Sportmedizin und Ernährungslehre. Auch wie man den Verein für sexualisierte Gewalt sensibilisiert und diesbezüglich präventiv arbeiten kann, wird den Trainern vermittelt. Der Lehrgang schließt mit einer theoretischen Prüfung ab. Zusätzlich muss bei einem höher lizenzierten Trainer hospitiert werden, der den angehenden Leistungssporttrainer schriftlich beurteilen muss. 
Die Ausbildung zum Trainer-C-Leistungssport wird vom Segelverband Baden-Württemberg stark gefördert. Die Fahrt- und etwaige Unterkunftskosten müssen allerdings von den Teilnehmern oder ihren Vereinen selbst getragen werden. Auch für die Kosten der Hospitation müssen die Teilnehmer selbst aufkommen.
Beide Lizenzen, Trainer-C-Breitensport und Trainer-C-Leistungssport, sind für vier Jahre gültig und müssen regelmäßig verlängert werden. Dafür bietet der Segelverband Baden-Württemberg zahlreiche Fortbildungskurse an. Neben einem Antrag und dem Nachweis von 15 Unterrichtseinheiten muss auch für die Verlängerung ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt werden.
Der Segelverband Baden-Württemberg hat sie Aus- und Fortbildungsangebot in seiner Akademie zusammengefasst. Alle Termine und Informationen rund um die jeweiligen Aus- und Fortbildungen finden Sie hier: http://akademie.segelverband-bw.de
